„Club der Fotoamateure Mainz"

Dies war der erste Name unseres Clubs und wandelte sich im Laufe der Jahre in Fotoclub Mainz. Der erste Vorsitzende 1955 hieß Adolf Neumann. Herr Neumann stellte sein Amt zur Verfügung, er musste aus familiären Gründen seine Fotoausrüstung verkaufen und konnte so am Clubleben nicht mehr teilhaben. Am 22.11.56 wurde Ludwig Brosch zum Vorsitzenden gewählt. Mit im Vorstand als Schriftführer von Anfang an Geo Schmitt. Im März 1958 übernahm Hans Spehs das Ruder. 1961 wurde ein Mappenwart Namens Dieter Münzenberger gewählt. In all den Jahren gab es einen technischen Leiter, der legendäre Fritz Müller. 1965 wurde die Führung des Clubs wieder in die Hände von Ludwig Brosch übergeben. 1968 übernahm wieder Hans Spehs dessen Stellvertreter wurde Dieter Münzenberger. Am 30.05.1969 wurde Dieter Münzenberger zum ersten Vorsitzenden gewählt und eine lange Amtszeit begann. 1974 zweiter Vorsitzender Peter Müller, Kassierer Lutz Brosch. Die Kasse wechselte 1979 in die bewährten Hände von Gerd Kiefer. 1985 neuer Schriftführer Fred Becker, Materialwart Reinhold Schmelz. Im April wurde Reinhold Schmelz technischer Leiter. 1989 übernahm Reinhold Schmelz die Kasse von Gerd Kiefer, den es beruflich nach Worms zog. Im April 1995 neuer Vorsitzender Martin Hein, zweiter Vorsitzender Reinhold Schmelz, Dieter Münzenberger wird zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Durch die Krankheit von Martin Hein musste 1996 ein neuer Vorstand gewählt werden. Erster Vorsitzender Reinhold Schmelz, Kassierer H.G.Wollstadt, Schriftführerin Veronika Rehm. Im Jubiläumsjahr setzt sich der Vorstand wie folgt zusammen: erster Vorsitzender Reinhold Schmelz, Kassierer Gerrit Kraak, Schriftführerin Elfriede Schmelz sowie den Beisitzern Andrea Freund und Jobst Meyhak.

 

Wie es in der Fotografie Grenzfälle gibt, wie zum Beispiel bei der Belichtung oder in der Schärfenebene usw., so gibt es auch „normale" Grenzfälle. Wissembourg, oder zu deutsch Weißenburg, ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Grenzfall. Vielleicht deshalb für Fotoamateure so interessant?

 

„8:48 ab Mainz Hauptbahnhof"

- Mit dem „Elsass-Express" nach Wissembourg -

 

„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er viel erzählen". Das alte Sprichwort hat in Bezug auf Wissembourg/Weißenburg (nicht zu verwechseln mit dem Weißenburg in Mittelfranken) volle Geltung! Unser Weißenburg/Wissembourg liegt ganz im Norden des Elsass. Gleich hinter oder, man kann schon sagen, auf der Grenze zwischen der Pfalz in der Bundesrepublik Deutschland und der Region Alsace in Frankreich.In deutschen Lexika findet Wissembourg nicht statt. Wenigstens nicht in denen, die ich besitze und in denen ich nachgeschaut habe, was es über diese schöne Stadt theoretisch zu berichten gäbe. Also: machen wir den Bericht praktisch! Auf jeden Fall zugeschnitten auf die Belange unseres Hobbys, der Amateurfotografie. Und in dieser Hinsicht sind die Möglichkeiten in Wissembourg mit einem Wort: Phantastisch!

Reinhold, weil guter Clubchef, hat mal wieder die organisatorischen Vorarbeiten für die Fahrt geleistet. Es war für ihn fast Routine, da es in der Vergangenheit schon mal gen Süden ging und Wissembourg das Ziel des Fotoclubs-Mainz gewesen ist. Nun muss gewiss kein guter Fotograf, wenn auch Amateur, um gute Motive zu finden, eine weite Reise tun, aber der Mensch ist ja nicht nur Fotograf. Es kommt dazu, dass, wenn man im „Verband" fährt und es nur so von Fotografen wimmelt, es sehr gemütlich wird. Es wird nicht nur „gefachsimpelt" sondern auch von anderem geredet. Keiner ist allein und trotzdem kann jeder in seiner Nische „Seins" tun. Noch mal, es ist einfach gemütlich.

Und das war es auch! Es fing schon auf dem Mainzer Bahnsteig an. Keiner hatte Eile. Die Uhren schienen etwas langsamer zu gehen. Wir trafen uns voller Erwartung, denn nicht alle waren bei der ersten Fahrt nach Wissembourg dabei gewesen. Der „Elsass-Express" startet in Mainz Hbf und hatte deshalb keine Verspätung. Pünktlich um 8:48 Uhr fuhr er ab. Kaum hatte sich der Zug vom Bahnsteig gelöst, konnten wir schon das „Büro" unseres Freundes Heiko bewundern.

Es wurde eine schöne Fahrt durch bekannte und unbekannte Gefilde. Stellen, an denen ich ein Leben lang vorbeikomme, die ich jedoch mit dem Zug noch nie erfahren hatte. So haben wir alle nebenbei noch ein wenig Eisenbahn-Romantik erleben können. Die modernen Züge fahren auffallend ruhiger als Züge, an die man denkt, wenn man „Romantik" hört. Aus dem Zug heraus zu fotografieren war nicht besonders verlockend. Das muss geübt werden. Jedes Mal, wenn das Motiv richtig war, war es auch schon wieder anders, oder Bäume huschten vor dem Objektiv vorbei.

Da die Zeit im Zug verhältnismäßig lange ist, könnte man sich darauf einstellen, dass der Weg das Ziel ist. – Ist es aber nicht. In Wissembourg angekommen, stellt sich heraus, dass sich die Fahrzeit gelohnt hat. Es hat uns zwar ausgesprochen typisches Aprilwetter auf der Fahrt begleitet und in Wissembourg empfangen, was uns unentwegte Hobbyfotografen aber überhaupt nicht entmutigen konnte, denn jeder weiß, nach Regen kommt Sonnenschein und im April dauert keine dieser Perioden lange! Alle hatten eh einen Regenschirm bzw. einen Anorak mit Kapuze dabei und waren so gegen den, alles in allem, doch wenigen Regen gefeit.

Nach dem obligatorischen Gruppenbild auf dem Bahnsteig in Wissembourg, hat sich schon das erste lustige Fotomotiv dargeboten. Die Piktogrammetrie ist vielleicht doch leichter als die Schrift. Auf dem Hinweisschild im Wissembourger Bahnhof wurde der Ausgang zum Austang. Wer kann denn bei so einer Gelegenheit widerstehen und den Fotoapparat in der Tasche lassen? Wenn aber einer außer oui nichts weiter von der französischen Sprache kennt und weiß, darf er eigentlich hier nichts sagen. Aber fotografieren!

Gleich am Anfang unserer „Begehung" von Wissembourg durfte ich erleben, dass die Wissembourger ein Herz für Fotografen haben. Denn als ich eine Häuserzeile im Visier hatte und noch nicht ganz mit dem Ausschnitt zufrieden war und noch ein wenig zur Seite rückte, nein, zur anderen Seite, noch ein wenig nach vorne usw. nagelte die ganze Zeit ein Dieselmotor links hinter mir und ich denke noch, dass der Fahrer wohl doch viel Zeit hat. Dann mein Schuss und ich schaue im Weitergehen nach hinten. Endlich konnte jetzt der Arme in die Parklücke einfahren, die ich die ganze Zeit, während des Einrichtens meiner Fotografie, versperrte. Ich hatte mir Zeit gelassen, denn ich dachte nicht an einen Autofahrer – wir waren ja alle Zugfahrer!

Vielleicht sind Elsässer auch ganz besonders freundliche Leute? – Ich werde sie fragen, wenn ich wieder zu ihnen komme. Das ist gewiss, denn alles habe ich noch nicht gesehen. Da die Sache jedoch sehr interessant ist, wird es sich lohnen, ein zweites Mal das Pflaster zu betreten. Vielleicht kann ich noch jemanden davon überzeugen und es gibt wieder eine Gruppenfahrt. Für die Blumenfotografen war das Wetter nicht das Richtige. Denn alles, was blühte, war sehr vom Wind gebeutelt und hin- und hergerissen. Sie brauchten schon ganz windgeschützte Stellen, an denen sie ihrer Leidenschaft frönen konnten. Dazu kann ich sagen, dass ich meine Nahlinse gar nicht erst ausgepackt habe. Ich habe es nicht für notwendig gefunden. So bin ich mit einem 100 mm Objektiv durch alle Situationen in Wissembourg gegangen. Ich hatte keine andere Wahl. Dafür brauchte ich mich nicht zu Tode zu tragen. Wer das erste Mal Wissembourg kennen lernte, war mit einem Fotoapparat mit Normalobjektiv schon gut bestückt. Da fast alle Mitfahrenden sicherlich Zoom-Objektive, die mindestens 35 – 70 mm hergaben, waren sie bestens versorgt. Damit sind große Gebäude aufzunehmen, wie auch der Portraitbereich abzudecken. Beim nächsten Besuch kann sich die Fotografin, oder der Fotograf schon vorher überlegen, was zum fotografieren mitzubringen ist. (Am besten nicht die ganze Ausrüstung, denn zum Schleppen geht doch niemand nach Wissembourg!) Im Übrigen ist es jedem überlassen, auf was er anpirschen will und was am meisten „anmacht". Ich meine: Vorlieben haben wir alle.

Die durch Wissembourg fließende Lauter verleiht dem Städtchen eine einzigartige Romantik. Etwas Ähnliches habe ich nur noch einmal gesehen, nämlich in Monreal, in der Eifel. In Wissembourg wurde ich den Eindruck nicht los, dass jede Straße mindestens eine Brücke über die Lauter schlägt. Man geht einmal um die Ecke und schon steht man wieder vor der Lauter. Der Motive gibt es viele. Und da die Lauter omnipotent zu sein scheint, hat man auch eine Masse Motive mit der Lauter und durch die Lauter.Ebenso ist es mit der Kathedrale Saint Pierre et Saint Paul. Sie ist mit Abstand das größte Gebäude in der ganzen Stadt. Ein echter Mittelpunkt. Sie ist von den verschiedensten Standpunkten in der Stadt zu sehen und Schilder weisen auf besonders gute Fotostandpunkte hin, sogar solche, die die Lauter und die Kathedrale Saint Pierre et Saint Paul zusammenbringen.Wie die Motive der Mainzer Fotoclubber letzen Endes ausfallen, ist selbstverständlich vollkommen individuell. Wir werden mit Sicherheit (wenn der Projektor will) anschauen, was die achtzehn Teil-nehmenden „gesehen" und produziert haben. Bei den drei besten DIAs pro Person sind das nur 54 Exemplare, also knapp etwas mehr, als ein DIA-Magazin. Für die Homepage des Fotoclub Mainz bleiben dann nur noch höchstens 18 Exemplare. Das mal so zwischendrin.

Motive liegen manchmal auch im Detail. Insofern kann sich die Fotografin/der Fotograf nicht nur verzetteln, sondern sogar komplett verlieren. Man muss wirklich ab und zu auf die Uhr schauen, dass man nicht die Zeit vergisst. Speziell in Wissembourg ist das unbedingt erforderlich, weil der „Elsass-Express" nach Mittag nur einmal zurück- fährt. 16:33 Uhr der einzige und der letzte Zug. Sonst gibt es nur noch andere Verkehrsmittel, die aus dem Elsass herausführen und das wird eventuell schwierig!Noch ein paar Worte zu den Motiven. Wissembourg bietet nicht nur in der Innenstadt Motive en gros und en Detail, sondern auch an der Peripherie, wie z.B. der große jüdische Friedhof von Wissembourg. Bis dahin hat mich meine Fotopirsch nicht geführt. Ich hebe es mir auf für die nächste Fahrt nach Wissembourg. Wenn ich den Chef (Reinhold) richtig verstanden habe, ist er stark am jüdischen Friedhof interessiert gewesen. Also erwarten wir entsprechende Fotos von ihm. Mir hat gereicht, die Innenstadt unsicher zu machen und mir dort die „vielen" Lauters anzusehen und die nicht vorhandenen Forellen zu suchen. Man kann die Innenstadt in verhältnismäßig kurzer Zeit umrunden. Aber es steckt viel darin.Bevor es zur großen Fotosafari kam, wir hatten gerade die Kathedrale Saint Pierre et Saint Paul mit ihrem unvollendeten Kreuzgang kennen gelernt, hat uns alle ein Regenguss und der plötzlich ein-setzende Hunger überrascht. Der Vorschlag, deshalb ein Lokal aufzusuchen und ein Mittagessen einzunehmen wurde allgemein sehr begrüßt, sodass der gesamte Fotoclub im „Kleinen Venedig" von Wissembourg einfiel und dort einen ganzen Haufen Elsässer Flammkuchen verzehrte. Der dazu kredenzte Wein hat gut geschmeckt, mir aber nachher heftige Kopfschmerzen bereitet, bis ein Cappuccino eines Cafés dem ein Ende bereitete.

Es macht sehr viel Spaß, in Wissembourg nicht nur die Augen auf der Suche nach den schönen Dingen, sondern auch die Ohren etwas offen zu halten, weil die Sprache, die die Wissembourger sprechen doch recht interessant anzuhören ist. Da wird die Frau mit Madame und der Mann mit Monsieur angesprochen. Das ist schon das Erste, was auffällt. Man hört natürlich alles auf französisch. (Was ich leider nicht verstehe.) Noch interessanter wird es aber, wenn elsässisch gesprochen wird. Die Wirtin im kleinen Venedig „la petit Venise", zum Beispiel, hat weit von sich gewiesen, dass es pfälzisch wäre, was sie spricht, (verständlich, war es ja auch nicht!) obwohl es sich für unsere Ohren so angehört hat. Angenehm ist, dass alle einheimischen Personen, mit denen ich zu tun hatte, mich in deutsch verstanden und mich auch in deutsch informierten.Das kleine Städtchen ist gut mit altem Fachwerk versorgt. Wer von Fachwerk begeistert ist, ist es auch von Wissembourg. - Die Franzosen spielen bekanntermaßen gerne Boule. So hat Wissembourg seinen Bouleclub und den dazu gehörenden Platz, der aber am „Weißen Sonntag" vollkommen verlassen oder „verwe(a)ist" war. Logisch. – Gut dass Boulekugeln schwer sind, denn leichte Hand- oder Fußbälle würden garantiert gleich in der Lauter landen, die just am Platz vorbei läuft. – eben: om-nipotent, die Lauter –

Zwar haben wir gegessen und getrunken – über die Gastronomie im Allgemeinen oder Speziellen kann man trotzdem nach dem ersten Mal kaum etwas Verbindliches sagen. Beim nächsten Besuch von Wissembourg werde ich andere Lokale aufsuchen und ausprobieren. An manchen Stellen der Stadt hat man gemerkt, dass das Publikum anders ist. Ob Zufall, oder nicht? Eine „Disco" habe ich nicht ausmachen können. Die sind vielleicht auf das freie Feld „ausgelagert". Nun, das ist nebensächlich, wir gehen wegen des Fotografierens und der Motive auf die Pirsch.Es wundert mich, dass trotz vieler Motive meine beiden Filme nicht ganz verbraucht wurden. So ist es passiert, dass der zweite Film nur bis Nummer 19 transportiert wurde. Woran lag’s? War ich zu sparsam? War der Cappuccino und der Kuchen zu gut? Hat der Wein zu starke Kopfschmerzen bereitet? Wer kann es wissen?

 

Um 16:33 Uhr hat uns der „Elsass-Express" wieder nach Mainz gebracht, nachdem uns ein Aprilschauer aus der Stadt hinausgesprüht hat. Es war ein recht heftiger Schauer, den so manch einer nur nass überstanden hat. Die gemütliche Heimreise – man braucht sich um nichts zu kümmern, kein Umsteigen, keine Staus, keine Hindernisse! – stand ganz im Zeichen der Fotografie. In unserer Runde wurde während der ganzen Fahrt gefachsimpelt! Das war satt! So muss es sein!

Mainz, am 2. Mai 2003

ã Norbert Wagner

Fotografen, ob weiblich oder männlich, sind ein eigenes Völkchen. Einige besuchen Industriedenkmäler, andere lieben Modells und wieder andere besteigen hohe Dome und manche machen bei allem mit, frei nach dem Wahlspruch: dabei sein ist alles!

Der „Fotoclub Mainz" – sprich Reinhold Schmelz - hatte zu einem Ausflug ins Naturschutzgebiet „Großer Goldgrund" im hessischen Ried geladen. Abfahrt um 8.00 Uhr ab Weinstand in Kostheim. Na, da heißt es um 6.30 Uhr schon aufstehen. Und das am heiligen Sonntag ! Das ist schwer, wenn man sonst auch früh aufsteht und sich eigentlich auf das Wochenende freut, weil man unter anderem auch mal ausschlafen kann. Jaaa, aber was tut man nicht alles für sein Hobby ? Eben ! Man und Frau rafft sich auf und ist dabei. Manche haben es in diesem Sinne auch leicht, denn sie haben mit dem Aufstehen keine Probleme und sind um Sechs Uhr morgens hellwach. Um 8.00 Uhr am Weinstand, da waren wirklich alle hellwach ! Aber bis ich soweit war, da hatte ich schon einige Schwierigkeiten auszuräumen, denn in Kostheim kenne ich so gut wie nichts. Höchstens in welcher Himmelsrichtung Mainz liegt. Nun, dachte ich, du hast ja noch einen alten Mainzer, Philipp Münch, der kennt sich aus ! Tja – das war ein Trugschluss. Auch Philipp hat gerätselt. Ich machte mir Vorwürfe, weil ich Reinhold nicht gefragt hatte, was und wo der Weinstand ist. Denn gerade diese Gegend kenne ich vom großen Drei-Brücken-Spaziergang. Es wäre eine viertel Stunde schneller gegangen. Trotzdem - wir sind angekommen.

Nachdem auch unser „Führer", Reinhold Schmelz, eingetroffen war, ging es nach kurzer Lagebesprechung und Aufteilung der Mitfahrmöglichkeiten auf in das El Dorado für Nebel-Fotografen. Denn: O-Ton Schmelz: „An der Ludwigsaue ist Nebel garantiert". Noch in Kostheim haben wir den Nebel gesehen. Rechts frei und blauer Himmel – links alles grau ! Das kann ja heiter werden, dachte ich, wenn wir auch auf unserem Weg nur durch Nebel kutschen, dann „gute Nacht" ! Ich freue mich nämlich immer auf Fahrten, die zu Expeditionen ausarten. So gern wie ich Auto fahre - Expeditionen hasse ich. Doch meine Befürchtungen haben sich überhaupt nicht bewahrheitet. Auf unserem Weg fuhren wir der Sonne entgegen und ich musste oft die Sonnenblende an der Windschutzscheibe herunter klappen. Nach einigen Kilometern, wie angekündigt, nach ungefähr 20 Minuten, hatten wir unseren Start- und Zielpunkt erreicht.

Mitten auf den Äckern verließen wir unsere Autos und marschierten los. Richtung Rheindamm war angesagt. Alle Teilnehmenden waren nicht nur mit Fotoutensilien gut ausgerüstet, sondern auch mit guter, warmer Kleidung. Diese ist für eine solche Tour auch unerlässlich. Die Temperatur war wenig unter Null, der Nachtfrost hatte die wenigen kleinen Pfützen mit einer dünnen Eishaut überzogen und der Tag hatte sie noch nicht wieder aufgetaut. Im Übrigen hatten wir klare und gute Fernsicht. Ja, in der Ferne konnte man Nebelbänke ausmachen - . Es war recht erholsam für Lungen und Kopf. Beides wurde so richtig durchgelüftet. Ich freute mich, daß ich nur den Fotoapparat und das Stativ zu tragen hatte. Es sind zwar keine Leichtgewichte, aber doch tragbar. Es sollte bei der Planung des Fotoausflugs bedacht werden, dass man nicht zu viel mitschleppt, und am Ort des Geschehens erst eine halbe Stunde braucht um wieder zu Kraft zu kommen. Ich hatte eher zu wenig mitgenommen, denn Nahlinsen wären gut zu gebrauchen gewesen. Aber: keine Bange, man kommt auch mit weniger aus. – Wahlspruch: weniger ist mehr. – Nach einigen Metern hinter dem Damm haben sich die Wasserratten von den Landratten getrennt. Reinhold erklärte uns, dass rechts Wasser und links Bäume zu fotografieren seien. Philipp und ich entschieden uns für das Wasser. Ich bin sowieso eine Wasserratte.

Ja, nun waren wir da, an der Ludwigsaue, aber der Nebel hatte sich versteckt. Oder er war gar nicht dagewesen. Was aber zu sehen war, das fiel mir schon in Kostheim am Main auf: das Wasser dampfte. Es zogen knapp über der Wasseroberfläche Dampfschwaden umher. Mit Phantasie konnte man die Nymphen flattern sehen. Von zwei Anglern abgesehen waren wir die einzigen Menschen. Da wir uns allerdings laut und gar nicht weidmännisch verhielten, hatten wir mit Sicherheit alle Viehcher im großen Umkreis vertrieben. – Es müssen welche da gewesen sein, denn auf dem Rückweg entdeckten wir ein paar flüchtende Rehe..Nun, die Angler waren uns nicht gram und haben uns nicht verjagt, denn die Fische sind im Wasser geblieben.

Es war wieder mal eine Lust, sich im Fotografieren richtig auszutoben. Herz was begehrst du ? Die Nacht hatte uns Rauhreif auf Gräsern und Blättern beschert, das Wasser brachte uns Nymphen-Hemdchen dar und der Himmel war zeitweise, ja: himmelblau. Also, mehr braucht man doch zum fotografieren wirklich nicht. Einfach phantastisch ! Die Kolleginnen und Kollegen, die sich für Bäume entschieden hatten, habe ich ein wenig bedauert, weil um die Ludwigsaue massenhaft Bäume gestanden haben. Auch skurill zerbrochene, welche mit und welche ohne Laub, mit hängenden und mit aufrechten Ästen. Aber: Spezialisten werden schon etwas Besonderes aus den Bäumen gemacht haben.

Nach einem Film dachte ich, so, das war’s. Aus reinem Spieltrieb legte ich den zweiten Film ein. Bei Rollfilm hat man eigentlich keine Last einen Film voll zu kriegen, denn Zwölf Exemplare sind schnell vertan. Trotzdem, wenn das alles ein wenig bewusst und durchdacht werden soll, dann geht die Zeit doch sehr schnell dahin. So hat Reinhold Schmelz auch schon mehr oder weniger zum Rückzug geblasen, als ich noch richtig in Fahrt war. Aber auch den zweiten Film habe ich noch ohne Mühe belichtet. Als wir uns sammelten haben mich die Menschenkinder genauso animiert, wie die Nymphen – äähh, die Nebelschwaden – und so passiert es eben, dass man einfach auf den Auslöser drückt. Es ist ja auch ein schönes Geräusch, wenn ein Verschluß abläuft.

Es gab vielleicht kalte Füße und kalte Ohren, nasse Hosen und Matsch an den Schuhen (die Mehrheit trug Stiefel), aber es gab mit Sicherheit auch heiße Fotografengemüter. Mit Herz und Hand waren wir alle dabei. Das Wetter hat uns keinen Strich durch die Rechnung machen können.

Gegen 11.30 Uhr traten wir den Rückweg an. Wieder habe ich mich gefreut, dass meine „Last" nicht groß ist. Man lernt bei solchen „Safaris" nur dazu. Ich habe dabei gelernt, dass es Hüllen für Stative gibt und man dann das Stativ umhängen kann. Kleinigkeiten ! aber interessant.

Am Abstellplatz der Autos wurde die Crew von Frau Schmelz für das Internet verewigt. Am Tag darauf konnte ich es schon auf dem Bildschirm bewundern. Es waren Dreizehn Fotoclub-Mitglieder und Frau Schmelz. Reinhold hat uns vorgeschlagen, noch einen Abstecher zum Gustavsburger Hafen zu machen und das wollten wir auch alle. Jedoch: der Mensch denkt und Gott lenkt. Unterwegs haben wir den „Führer" verloren und keiner hat genau gewusst, wie der Hafen zu erreichen ist. Als wir endlich mit noch ganzen zwei Autos dort ankamen, war kein Chef mehr da. Es war auch schon nach Zwölf und der Italiener wartete ab zwölf Uhr mit der Pizza. So hat das eine Auto noch einmal den Weg zum Weinstand eingeschlagen und das andere den Heimweg nach Mainz.

Mainz, am 15.11.2001

Bericht: Norbert Wagner

 

Januar 2000

"www.mainzer-fotolub.de“ könnte sie heißen die Fotohomepage des Fotoclub Mainz. Was jetzt noch Zukunft ist, kann dieses Jahr noch Wirklichkeit werden."

Dies stand in der Meenzer Fotoart Ausgabe O1/00. Da hat er doch gar nicht so falsch gelegen, unser Reinhold. Nur wusste er damals noch nicht, wer sich dafür aufopfert, ich war nämlich noch kein Mitglied im Club.

Frühjahr 2000

Im Frühjahr gaben schon Mitglieder (Elke und Ulrich) ihre Fotos für die angedachte Homepage ab, Gerhard schrieb sogar vielfältige Texte über das von ihm besonders historisch geschätzte Mainz, die auch hinein sollten.

September 2000

Erst im September, als R mein Interesse an der Homepage bemerkte, kam sogleich sein Angebot, ich könnte sie doch realisieren. Ein Buch und eine silberne Scheibe waren meine Wegbegleiter. Als ich nach sechs Wochen, das zuvor fünf Wochen weg gelegte Buch wieder in die Hände bekam, wurde mir mulmig, hatte ich doch was versprochen gehabt.

19.10.2000

Es kam eine Email von R, bei www.surfeu.de gäbe es 17MB free Webspace für unsere Hp. Das war der Startschuss. Ich fing mit einer Testhomepage für meine Tochter an, die ich dort einfach anmeldete. Richtig aufregend war es, als ich die ersten Daten auf die größte Festplatte der Welt überspielte. Dann kam der große Moment, der Internet‑Browser zeigte mir die gleiche HyperTextMarkupLanguage-Seite an, die ich zuvor lokal sah, nur eben gegen Telefongebühren.

04.11.2000

Als nächstes schickte mir R die Galerien von fünf Mitgliedern (Elke, Gerald, Gunter, Oliver und Ulrich (Bernd und Werner folgten später)), fein säuberlich zerlegt in Bits und Bytes per Email. Nun mußte ich tatsächlich an die Galerien herangehen. Mein erstes Konzept hatte ich beim Fotoclub Rhein-Ruhr abgeguckt. Links mit einem Schieber die Bilder durchscrollen und rechts zeigen. Die erste Hintergrundfarbe war übrigens weiß. Dies wurde aber verworfen, weil es zuviel Strahlung beim Betrachter erzeugt und, vom Betrachten der Bilder ablenkt.

Mit der Zeit wurde ich aber doch eigenständiger und fand meinen Stil: Das jetzige Hintergrundgrün soll den angespannten Betrachter etwas beruhigen, so dass man und Frau sich ganz auf die Bilder konzentrieren können. Die ganze Galerie hängt am oberen Seitenrand und beim Mausklicken auf die Thumbnails (Daumennagel genannt, weil die kleinen Vorschaubilder etwa diese Größe haben) wird das ausgesuchte Gemälde groß abgebildet. Die Buttons (Schaltflächen) hatte ich links mit den Seitenrandeigenschaften X und Y positioniert.

Ich hatte mein Galeriekonzept fertig, hatte schon fünf derartige Galerien aufgebaut und war ganz stolz, schließlich ist es das Herzstück, weil man dieses Konzept für alle Galerien übertragen kann. Fertig bis zu dem Tag, an dem ich mit dem Netscape Communicator die Homepage testete. Die Seitenränder, die eine bestimmte Größe hatten und die beim Internet Explorer berücksichtigt wurden, interpretierte der Netscape Communicator mit der Größe Null. So hingen die Buttons ganz oben, wo sie eigentlich nicht sein sollten. Unzählige Mausklicks mussten dies korrigieren oder genauer gesagt. 5 (Galerien) * mind. 3 (Bilder) * (1 rechter + 7 linke Mausklicks) >= 120 mal musste ich auf die Maus drücken, um die Seitenränder generell auf Null zu setzen. Abhilfe schafften unsichtbare Tabellen, die auch Abstand erzeugen und vom anderen Browser akzeptiert wurden, die hierzu notwendigen Mausklicks zähle ich lieber nicht. Anschließend kaufte ich mir eine neue Maus.

30.11.2000

Ein erster Stand war Ende November erreicht, ich mailte sieben Fotoclubmitgliedern, ob sie denn nicht auch ihre Bilder veröffentlichen wollten. Ernüchternd war die Resonanz, bis heute habe ich nur von wenigen Mitgliedern eine Antwort erhalten. Dann kam die Idee zur Gastgalerie, wenn schon wir nicht präsent sein wollen, können ja Gäste uns mit schönen.Bildern verwöhnen. Tja, was unser Provider kann, können wir auch, eben Webspace anbieten. Und dann kam sie doch noch, die positive Resonanz, von Oliver am Nikolaustag, von Bernd drei Tage vor Weihnachten und kurz danach von Bianca.

5.1.2001

Offizieller Domainname: www.fotoclub-mainz.de

Die Homepage ist ein Gemeinschaftsprojekt von Reinhold und mir, wobei seine Zutaten Knowhow, Bilder, Texte und Tipps waren, während ich die zeitaufwendige individuelle Umsetzung meist spät in der Nacht vorzog bzw. vollzog.

Die Kommunikationsbilanz von Sep.- Dez. 2000

1 Treffen, ca. 2h

50 Emails Reinhold-> Robin 50 Emails Robin -> Reinhold

Mittlerweile ist die Homepage in ganz Deutschland bekannt geworden, weil sie bei zahlreichen Suchmaschinen eingetragen wurde. Heute mailte mir sogar ein Italiener. Die Resonanz ist sehr positiv.

 

Bericht: Robin Stege

Am 13. März 99 unternahmen wir zu siebt- das waren Veronika, Reinhold, Werner, Gunther, Uli, Juliusz und ich eine ganztägige Tour ins Saarland zur dortigen Alten Völklinger Hütte. Die Hinfahrt dort hin glich einem Trainingslauf der Formel 1, doch die Aussicht auf schöne Fotomotive führte dazu, daß wir die letzten PS aus unseren Autos holten, wobei der Mercedes im Vergleich zum klapprigen Golf leichte Vorteile hatte. Gegen 10 Uhr erreichten wir unser Ziel und wurden von Fritz Hoffmeister, einem Fotodesigner, in Empfang genommen, der uns kompetent und hilfsbereit den ganzen Tag über zur Verfügung stand. An dieser Stelle einige Worte zur Alten Völklinger Hütte: Seit 1873 wurde hier Roheisen erzeugt, doch erst im Jahre 1881 begann mit der Übernahme der Anlagen durch die Gebrüder Röchling, die eigentliche Entwicklung der Völklinger Hütte zu einem der wichtigsten Eisenund Stahlproduzenten des Deutschen Reiches. Im ersten und zweiten Weltkrieg spielte die Hütte dann eine bedeutende Rolle für die Rüstungsindustrie. Bis ins Jahr 1956 unter französischer Zwangsverwaltung, übernahm die Familie Röchling danach erneut die Leitung des Unternehmens, das 1965 mit über 17000 Arbeitern und Angestellten den höchsten Belegschaftsstand erreichte. Zehn Jahre später führte die Stahlkrise zu einem Umbruch in der saarländischen Eisen - und Stahlindustrie, was 1986 dann zur Schließung der Alten Hütte führte. Seit 1995 ist die Alte Völklinger Hütte Weltkulturerbe der UNESCO. Unser erster Weg führte uns zunächst ins altehrwürdige Gebläsehaus, wo man glaubt einen Zeitsprung zurück ins 19.Jahrhundert zu machen. Riesige Turbinen bilden den Mittelpunkt der Halle. Wegen der recht dunklen Halle bauten wir alle in den unterschiedlichsten Ecken des Raumes unsere Stative auf und begaben uns auf die Motivsuche, was sehr viel Spaß machte. Dem Experimentieren stand nichts im Wege. Gegen Mittag meldete sich dann bei allen Beteiligten der Hunger zu Wort und im Freien verzehrten wir bei frühlingshaften Temperaturen unsere Fressalien und spülten mit kühlem Warsteiner nach. Am Nachmittag erfolgte dann die fotografische Erkundung des Außengeländes der Industrieanlage. Wen das Thema Rost und Verwesung als Fotothema interessierte, der hatte einen schier unvorstellbaren Vorrat an Fotomotiven, egal ob es sich um verrottete Leitungen und Röhren, zerbrochene Fensterscheiben oder alte Warnschilder handelte. Die ständige Konzentration auf das Detail führte aber am späten Nachmittag zur allmählichen Ermüdung der Helden, die sich hoch erfreut über den so gelungenen Fotoausflug auf die Heimfahrt begaben.

Wir alle hatten sehr viel Spaß miteinander und wer nicht dabei war hat etwas verpaßt. Denn Touren wie dieser Art sind die beste Möglichkeit den Zusammenhalt im Fotoclub zu stärken. Ich freue mich schon jetzt auf die nächste Fotoschandtat und hoffe, daß dann noch mehr Mitglieder daran teilnehmen.

Bericht: Gerald Rauh