Neues von Affinity Photo

Alle, die nach Alternativen zu Adobe suchen, werden nicht umhinkommen, sich mit Serif zu beschäftigen. Der britische Softwarehersteller ist mit seiner Affinity-Suite zurzeit in aller Munde und wird bei Besprechungen in höchsten Tönen gelobt. Schon im Dezember 2019 war Release für das dritte Programm in der Suite, den Publisher, das Pendant zu Adobe InDesign. Und außerdem wurde das große Update 1.8 veröffentlicht. Die zwei anderen Produkte sind Affinity Designer (entspricht dem Illustrator) und Affinity Photo (entspricht, wie man sich denken kann, Photoshop). Alle Programme gibt es für Windows und Mac, wobei sie ursprünglich für den Mac entwickelt wurden. Höchstwahrscheinlich wird es noch eine Medienverwaltung geben, so dass auch Lightroom ersetzt werden kann.

Was als erstes und auch als wichtiges Argument für die Affinity-Produkte spricht, ist, dass man pro Software einmalig zurzeit 89 Euro zahlt, anstatt des Abo-Modells von Adobe. Die Updates sind bis jetzt auch enthalten. Als ergänzendes Programm zur Medienverwaltung wird oft Luminar 4.0 genannt. Unbedingt anschauen und die Testversion runterladen, interessante Features. Die Affinity-Programme kann man natürlich auch zum Testen probeweise runterladen.

Bei unserem Clubabend am 21.09. stellte ich ein paar alte und neue Funktionen bei Affinity Photo vor. Wer mit Photoshop schon gearbeitet hat, wird sich in Photo auch schnell zurechtzufinden. Man weiß sofort, wer Pate gestanden hat. Eine Stärke, die begeistert, ist die Ebenentechnik, zum Beispiel als Anpassungsebene. Zwar kennt man das auch von PS, doch die Möglichkeiten übertreffen PS und sind vieler Hinsicht eleganter gelöst. Noch besser sind die Live-Filter (bei PS sind das die Smartobjekte), allen voran der Hochpassfilter zum Schärfen z.B. bei Architekturfotos.

Den zweiten Schwerpunkt, den ich vorstellte, waren die Stapelverarbeitungen. Neben der Stapelverarbeitung mehrerer Fotos gibt es natürlich auch HDR, dazu Focusstacking und die Stapelfunktion. Diese kann z.B. genutzt werden, um aus mehreren Aufnahmen (auch aus der Hand) eine Langzeitbelichtung zu simulieren und fließende Wasser zu glätten. Oder noch besser: Man stapelt mehrere Fotos, um Veränderungen aus dem Bild zu eliminieren - so verschwinden wie von Geisterhand fahrende Autos oder Fußgänger. Der Rest störender Elemente wie Verkehrsschilder und dergleichen wird mit dem Reparaturpinsel beseitigt. In meinem jugendlichen Übermut habe ich sogar ein ganzes Hochhaus verschwinden lassen.

Affinity Photo kann sehr viele Formate lesen, darunter auch PSD und auch exportieren. Das eigene Format von Photo speichert alle Ebenen und ein Protokoll, so dass sich alle Bearbeitungsschritte rückgängig machen lassen. Es läuft äußerst stabil und zügig und ist auch nie abgestürzt. Es gibt, das will ich gar nicht verschweigen, auch Dinge die noch nicht so gut funktionieren, nachgearbeitet werden müssen oder auch einfach schlecht übersetzt sind. Kein Wunder bei so einem mächtigen Softwarepaket, das braucht seine Zeit. Auf der Seite von Affinity gibt es ein reges (englischsprachiges) Anwenderforum und das Programm hat eine vorbildliche Hilfefunktion, zum Teil auch mit Erklärvideos.

Alles in allem ein gelungenes Produkt, was wahrlich nicht Adobe vom Thron stürzen, aber mit Sicherheit Marktanteile kosten wird. Eine Software, von der wir bestimmt noch viel hören werden.