Oman: Zauber des Orients aus 1001 Nacht

Im Oman kann man eintauchen in ein Märchenland wie aus 1001 Nacht: prachtvolle Paläste, wehrhafte Forts, gewaltige Moscheen und geschäftige Souks, wo der Duft von Weihrauch in der Luft liegt. Und auch die landschaftlichen Schönheiten des Sultanats ziehen in den Bann: endlose Sandwüsten und liebliche grüne Oasen, steil aufragende Berge, atemberaubende Canyons und üppige Palmenhaine. Der Oman ist mit mehr als vier Millionen Einwohnern eines der am dünnsten besiedelten Länder der Erde. Die meisten Einwohner befinden sich im Norden an den Küstenregionen; etwa 78 Prozent der Bevölkerung leben in Städten. Schätzungen zufolge sind rund fünf Prozent der Bevölkerung noch als Nomaden unterwegs. Und nach einer Auswertung aus 2015 ist etwa jeder dritte Omaner jünger als 15 Jahre.

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Der Oman konnte sich in den letzten Jahrzehnten von einem stark rückständigen zu einem moderat wohlhabenden Staat wandeln. Ein Bericht der UN nennt den Oman als das Land, welches innerhalb der letzten 40 Jahre seine soziale und wirtschaftliche Lage am meisten verbessern konnte. Etwa 1970 begann Sultan Qabaus ibn Said mit dem Aufbau sozialer Einrichtungen.

Heute gibt es Alters- und Invaliditätsrenten, Witwen- und Waisenunterstützungen. Das Gesundheitswesen wurde stark ausgebaut; Omaner genießen freie Heilfürsorge. Der Sultan, der seit 1970 als Monarch das Land führt, ist sehr bemüht, sein Land zu modernisieren. Bildung ist ihm dabei wichtig. Obwohl keine allgemeine Schulpflicht besteht, werden über 90 Prozent der Kinder eingeschult, der Schulbesuch ist kostenlos. Auch für die Mädchen. Die Alphabetisierung Omans betrug 2015 rund 97 Prozent der männlichen und 91 Prozent der weiblichen Bevölkerung - eine der höchsten Raten in der Arabischen Welt. Vor 30 Jahren noch bestand nahezu die gesamte Bevölkerung aus Analphabeten. Trotz dieser Bemühungen ist das Frauenbild im Oman keineswegs vergleichbar mit dem europäischen oder gar dem Verständnis von Gleichberechtigung in Deutschland.

Das heutige Oman war bereits in der Steinzeit besiedelt. Und immer wieder sagenumwoben. In vor-islamischer Zeit gehörte die Provinz Dhofar zum Reich der Sabäer, das durch die Legende vom Besuch der Königin von Saba bei König Salomo bekannt geworden ist. Nach der Vertreibung der Portugiesen Mitte des 17. Jahrhunderts stieg Oman zur Seemacht im Indischen Ozean auf und die Hauptstadt Muscat wurde ein bedeutender Handelsplatz zwischen Arabien und Indien. Die Stadt Suhar gilt als Geburtsstätte von Sindbad, dem Seefahrer. Die Stadt hatte in der Geschichte Omans eine große Bedeutung als Zentrum des Seehandels. Schon im 3. Jahrtausend v. Chr. Wichtig Handelsstrecke nach Indien und Mesopotamien. Berühmt ist auch Hiobs Grab an der Grenze zum heutigen Jemen.

Erst mit dem Beginn der Erdölförderung und dem Regierungsantritt von Qabus ibn Said, der seinen Vater 1970 abgesetzt hatte, kam es zu ersten Reformen: Abschaffung der Sklaverei, Aufhebung von Ausgangs- und Reisebeschränkungen, Verbesserung der Infrastruktur. Der Oman hat seitdem eine weitgehende Umstrukturierung von einer agrarisch ausgerichteten Wirtschaft zur exportorientierten Erdölwirtschaft erfahren. Die Erdölquellen liegen vorwiegend in den Wüsten im Innern des Omans. Sultan Quabus ist sehr beliebt beim Volk. Er wurde in England ausgebildet (Schule und Militärlaufbahn) und verweilt auch gerne in Bayern, wo er ein Domizil hat. Sultan Qabus verfügt über insgesamt acht königliche Palastanlagen. Um Palastintrigen vorzubeugen, hat Sultan Qabus bisher darauf verzichtet, einen Kronprinzen zu ernennen und damit seine Nachfolge in geregelte Bahnen zu lenken. Doch ob sein Modernisierungskurs von einem Nachfolger weitergeführt werden wird, ist derzeit unklar.

Die Hauptstadt Muscat ist umgeben von kargen Bergen, gleichzeitig schmiegt sie sich an das Meer an. Sie ist geprägt durch eine bunte Mischung aus arabischer Architektur und orientalischem Treiben. Die Sultan-Quabus-Moschee (2001 eingeweiht) ist die weltweit größte Moschee, in der Platz ist für rund 20.000 Gläubige. Beeindruckend ist der handgeknüpfte Teppich, der gut 4300 m2 groß ist. Auch der gewaltige Kornleuchter imponiert, der mit über 600.000 Swarowski-Kristallen bestückt ist. Sehenswert ist auch das prunkvolle, neue Royal Opera House, dessen Akustik von Künstlern und Publikum gleichermaßen gelobt wird. Unterwegs im Land dominieren die Forts. Etwa das Bahla Fort, die größte Lehmfestung im Sultanat. Oder auch die mächtige, lehmfarbene Burganlage. In Nizwa, von deren Zinnen man einen tollen Blick auf die Stadt und das Umland hat. Fährt man hoch in die Berge, kommt man immer wieder in kleinen Bergdörfern mit Ziegelhäusern vorbei. Steile Berghänge und Terrassenfelder säumen die Wege. Über 2000m gibt es hohe Plateaus mit Blick in Schluchten, die an den Grand Canyon erinnern. Im Oman tauchen auch immer wieder Oasen auf, Die wohl schönste Oase ist Wadi Bani Khalid mit türkisblauem Wasser in natürlichen Wasserbecken. Zum Oman gehören auch die Wüsten. Beeindruckend ist beispielsweise die Wahiba Wüste mit gut 200 Meter hohen Sanddünen, die im Einklang mit dem Sonnenuntergang ihre Farbe von gelb auf orange wechseln. Im Süden Omans duftet es besonders intensiv nach Weihrauch. Dieser wird hauptsächlich hier angebaut und begründete den einstigen Reichtum der Region. Der Oman bietet viele touristische Facetten; es ist aber auch äußerst interessant zu beobachten, welche Entwicklungen das Land in den vergangenen Jahrzehnten durchlaufen hat – und was vielleicht noch kommen wird.


Alle Fotos: Ines Engelmohr