Ausflug nach Wetzlar
Foto: Joachim Gerloff

Ausflug nach Wetzlar

Wenn die Leica Galerie sich einem Rockstar öffnet und nicht Bilder über ihn, sondern von ihm zeigt, dann ist das ein Statement. Also haben wir beschlossen, dass wir vom Fotoclub Mainz einen Ausflug nach Wetzlar machen, um uns das fotografische Werk von Bryan Adams anzuschauen. Am 25. August waren wir dort - und staunten.

Wir staunten jedoch zunächst weniger über die Bilder als über deren Hängung. Von einem Unternehmen, dem Perfektion eigen ist, hätten wir eigentlich erwartet, dass es die Bilder perfekt in Szene setzt. Leider wurden wir da ziemlich enttäuscht. Die großformatigen Bilder hingen teilweise in einem relativ engen Gang, so dass dem Betrachter zu wenig Abstand blieb, um die Fotografien in Gänze erfassen zu können. Nun ist das Gebäude wie es ist, deshalb wären etwas kleinere Abzüge sicher wirkungsvoller gewesen.

Warum verdient das gleich als Erstes Erwähnung? Weil es zeigt, dass diese Ausstellung nicht wirklich gut gemacht ist. Aber sind denn wenigstens die gezeigten Bilder gut? Die Antwort ist wie die Fotografie selbst, es gibt Licht und Schatten. Der sicherlich stärkste Teil ist die Serie über Kriegsversehrte, Menschen die Adams würdevoll mit ihren Zeichnungen durch den Krieg darstellt und eindrucksvoll zeigt, wie sie mit ihrem Leid umgehen. Hier beweist Adams Empathie und Sympathie. Das gleiche hätte man auch von den Porträts seiner Künstlerkollegen erwarten können, doch diese Bilder wirken seltsam steril, gestellt und steif.

Über die Experimente mit monochromen Bildern kann man geteilter Meinung sein, doch die Idee, männlich Protagonisten in blauschwarz und weiblich ich orangenschwarz zu zeigen ist vielleicht dann doch etwas zu konventionell und nahe am Kitsch. Grenzwertig ist schließlich die Serie über Obdachlose. Da zeigt ein im Wohlstand lebender Star Menschen, die auf der Straße leben müssen. Grundsätzlich könnte das ein moralischer Appell sein, doch da es nur Kopfbilder sind, wird die Aufmerksamkeit nicht auf das Leid, sondern auf die Kuriosität der Gesichter gelenkt. Da leuchtet keine Betroffenheit durch, es entsteht auch keine beim Betrachter. Für mich ist das eine Art Voyeurismus.

Nur wenige Meter weiter gab es dann eine ganz andere Werkschau im Leica Park zu sehen, nämlich "Elegia Fantastica“ von Emanuele Scorcelletti. Diese interessant dargebotene Ausstellung ist nicht nur eine Hommage an die Orte, die Scorcelletti geprägt haben, sondern zeigt auch raffinierte poetische Bildkompositionen in Schwarzweiß. Geschickte Perspektiven, Doppel- und Mehrfachbelichtungen, Wischeffekte, bewusste Unschärfen und dann wieder gestochen scharfe Bilder ergänzen einander und fügen sich zu einem wunderbaren Gesamtwerk, das das beeindruckende Spektrum der fotografischen Ausdrucksformen dieses Fotokünstlers offenbart.

Angefüllt mit diesen sehr unterschiedlichen Eindrücken, gingen wir anschließend zur Praxis über, nutzten die Zeit um die historische Altstadt von Wetzlar zu erkunden und fotografieren. Was dabei heraus kam werden wir sehen und an einem der nächsten Clubabende zeigen.

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