Hamburg: zwischen maritimer Moderne und historischer Idylle
Foto: Wolfgang Hünefeld

Hamburg: zwischen maritimer Moderne und historischer Idylle

Wer eine Reise macht, kann viel erzählen. Besonders dann, wenn er mit der Bahn fährt – so wie wir, die wir mit unserem Fotoclub nach Hamburg gereist sind. Bei einer Zugfahrt gibt es immer sehr interessante Beobachtungen - aber eben auch durchaus anstrengende Augenblicke und gewöhnungsbedürftige Stunden. So auch bei unserer Fahrt: Eine Gruppe rüstiger Seniorinnen beispielsweise ließ sogleich nach Zugeinstieg kräftig und lautstark die Korken knallen. Später in Münster kam eine Gruppe junger Frauen hinzu, die eine Menge alkoholische Getränke sowie viel Feierlaune im Gepäck hatten und unermüdlich deutsche Schlager grölten. Getoppt wurde das Ganze dann noch von einer Fußballgruppe am Hauptbahnhof in Hamburg, die aber dann gottseidank in einen der anderen Zugwagen wechselte.

2018 hamburg klaus kleinfeller 3 20180714 1242971642In der Hafenmetropole angekommen, erkundeten wir zunächst unser Hotel. Das JUFA Hotel liegt ein wenig abseits an der Endstation der U4 in einem Baugebiet der HafenCity. Das faszinierende: Aufgrund der wechselnden Musik- und Farbkomposition ist die U-Bahnstation inzwischen zu einem vielfotografierten Motiv geworden.

Zu Fuß machten wir uns direkt danach auf, die HafenCity und die Speicherstadt zu erkunden. Das Wetter meinte es für Hamburger Verhältnisse sehr gut mit uns. Wir gingen entlang des Lohseparks vorbei am Hannoverschen Bahnhof, einem Mahnmal, das an die Deportation aus Hamburg erinnert. Dann ging es vorbei am Gebäudeensemble des Spiegel-Verlags zur Poggenmühlenbrücke. Hier nun in der Speicherstadt angekommen, hat man den allseits bekannten Blick auf das Wasserschlösschen. Froh, ein paar freie Plätze ergattern zu können, nahmen wir uns Zeit für eine gepflegte Tasse Tee. Doch: Wer rastet der rostet. Gemächlich ging es daher dann weiter. An vielen interessanten Gebäuden und Plätzen blieben wir stehen, fotografierten ausgiebig und ließen die vielen Eindrücke auf uns wirken. Unweit unseres Schaffens erwartete man uns schon im Fleetschlösschen, einem ehemaligen Toilettenhäuschen, das vor ein paar Jahren zu einen anheimelnden Lokal umgebaut wurde. Es ist schon bewundernswert, was die Mannschaft in der kleinen Kombüse in der Kürze der Zeit auf die Teller zaubert. Mit den Speisen und dem Service waren wir sehr zufrieden. Gut gestärkt machten wir uns auf den Weg durch die HafenCity zur Elbphilharmonie. Unterwegs konnten wir noch die Freilicht-Fotoausstellung Phänomenal! von National Geographic bestaunen. An der Elbphilharmonie angekommen, staunten wir erstmal über die großen Dimensionen dieses Gebäudes. Ein Teil der Gruppe nutze spontan die Möglichkeit und fuhr mit der Rolltreppe auf die Plaza in 37 Meter Höhe. Von hier hatte man einen schönen Überblick über die Stadt und den Hafen. Einige Teilnehmer nutzten die Gunst der Stunde und ließen sich von Sirenenklängen verführen. Sie besuchten ein Konzert und lauschten fremdklingender Musik. Sie konnten sich nur mit Mühe der Faszination des Dargebotenen entziehen. Abends trafen wir uns wieder an der Poggenmühlenbrücke und machten noch ein paar Fotos mit Langzeitbelichtung.   


2018 hamburg andrea goepfert wasserschloesschen 20180714 1843129151Der nächste Morgen startete mit einem ausgiebigen Frühstück. Gestärkt ging es an der nahegelegenen Busstation mit der Linie 111 weiter zu den Landungsbrücken. Direkt gegenüber liegt die Werft von Blohm & Voss - tags wie nachts ein betriebsamer Ort.
Schnell konnten wir eine „abfahrbereite“ Barkasse entern, auf der wir achtern noch Platz fanden. Als nach ca. 45 Minuten die Packungsdichte an Bord wie in einer Sardinendose erreicht war, konnte die Fahrt endlich beginnen. Wir hatten Glück, dass wir bei ablaufenden Wasser grade noch in die Speicherstadt fahren konnten. Durch den tiefen Wasserstand wirkten die Speicherhäuser vom Wasser aus gesehen noch imposanter. Der Skipper brachte uns auf verschlungen Wegen durch das Gewirr von Hafenbecken und Wasserwegen, vorbei an großen und kleineren Schiffen. Während die Schiffe vor Anker lagen, ging es an Land betriebsam zu. Container wollten beladen und entladen werden, und ein großes Kreuzfahrtschiff wurde betankt. Zurück an den Landungsbrücken erwartete uns erstmal ein Regenschauer. „Dat drüppelt man blos“ würde wahrscheinlich der Hamburger sagen.
Weil die Interessen und der aufkommende Hunger unterschiedlich waren, beschlossen wir, uns zu trennen. Für den frühen Abend hatten wir uns beim Fischbeisl in der Fischmarkthalle verabredet. 
Eine Gruppe sah sich den Start von „The Baltic Sea Circle“ Rallye an. Die 7.500 km führen einmal rund um die Ostsee. Dabei handelt es sich um ein Rennen für mindestens 20 Jahre alte Fahrzeuge, bei dem eindeutig der Spaßfaktor im Vordergrund steht. Technischer Schnickschack wie GPS ist verboten. 
Müde von den vielen unterhaltsamen Eindrücken stärkten wir uns im Brauhaus auf dem Oberdeck der Landungsbrücken bevor wir dann wieder per Fähre aufs Wasser gingen. Elbabwärts ging es bei mildem Sonnenschein vorbei an dem Dockland, den Museumshafen Ovelgönne und  dem Elbstrand bis nach Finkenwerder.
Gleichzeitig besuchte die andere Gruppe eine Ausstellung im „Haus der Photographie“ in der Deichtorhallen. In den sehenswerten und kurzweiligen Wechselausstellungen stand die „Streetfotografie“ als Thema im Mittelpunkt. Vor den Ausstellungshallen präsentierte sich gleichzeitig der „Triennale der Photographie“. In über 20 Überseecontainer zeigten Fotografen ihr Werke, meist als fantasievolle Installation. 
Mit leichter Verspätung fand man sich wie verabredet im Fischbeisl zum gemeinsamen Abendessen ein. Zu Fuß ging es dann an der Elbe entlang zurück zu den Landungsbrücken. Noch schnell ein Abstecher zum alten Elbtunnel bevor wir uns auf den Heimweg zum Hotel machten. Für den Tag war es genug.


2018 hamburg dagmar beck 2 20180714 1683539064Ein Hamburg-Besuch ohne Fischmarkt-Bummel ist nur ein halber Besuch. Deshalb stand für die Frühaufsteher am Sonntag der Fischmarkt auf dem Programm. Wie es für Fotografen üblich ist, machten wir uns schon frühmorgens auf den Weg, um ganz besondere (Licht)-Stimmung einzufangen. Mit dem Bus fuhren wir um 6 Uhr unter anderem auch über die Reeperbahn, in der die letzten Nachtschwärmer - meist mit viel Schlagseite - den Tag begrüßten. Der Fischmarkt fasziniert als großer Wochenmarkt mit einem breiten Angebot aller Güter - und eben auch mit Fisch. Nur die bekannten marktschreierischen Anpreiser waren an diesem Tag eher die Ausnahme. Dafür tummelten sich viele Touristen und Fotografen zwischen den Marktständen. Neben den bekannten Fischbrötchen an den Ständen gab es auch in der alten Fischauktionshalle Möglichkeiten zum Frühstück, und das mit Live(rock)musik. Doch wir verzichteten auf das morgendliche Marktfrühstück und labten uns stattdessen gegen 10 Uhr am umfangreichen Hotel-Buffet.
Bei der Rückreise schlug dann das Bahn-Charma wieder zu: Der ankommende Zug hatte technische Probleme, so dass alle Reisenden aussteigen mussten. Bis der neue Zug zusammengestellt und auf unserem Gleis stand, dauerte es eine Stunde. Doch auf dem überfüllten Bahngleis leistete unsere spätere Zugbegleiterin hervorragende Beruhigungsarbeit beim Managen aller aufkommenden Fragen, zumindest soweit es für sie möglich war. Sehr rührig und geduldig versorgte sie die Mitreisenden mit kostenlosen Getränken sowie mit Infos zu den Anschlusszügen. Und Fußballfans kamen auch nicht zu kurz: Über Durchsagen erhielten die Reisenden Infos über den aktuellen Spielstand des gleichzeitigen WM-Deutschlandspiels gegen Mexico.
Unser Fazit: Die Zeit in Hamburg war viel zu kurz, um alles Gesehene mit der Kamera fotografisch erfassen und abbilden zu können. Doch wie sagt man im Norden: „Kiek mol wedder in“.

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Foto 1: Klaus Kleinfeller
Foto 2: Andrea Göpfert: "Wasserschlösschen"
Foto 3: Dagmar Beck